Meinung

"Wie ich den Dritten Weltkrieg auslöste" oder: Trump wird Präsident 2024

Viele Anti-Globalisten, Patrioten, Skeptiker der Klima- und Genderreligionen, Migrations- und Impfkritiker erhoffen sich von einem Trump-Sieg eine weltweite Erschütterung der neoliberalen, grünfaschistischen Politik. Stattdessen kommt aber ein Weltkrieg.
"Wie ich den Dritten Weltkrieg auslöste" oder: Trump wird Präsident 2024Quelle: www.globallookpress.com © Anna Moneymaker/AdMedia

Von Elem Chintsky

Am Dienstag trendete der Hashtag "WWIII" auf der Plattform X, ehemals Twitter. Die "symbolische Dechiffrierung" des kollektiven Gemütszustandes online sei jedem selbst überlassen.

Jedenfalls nimmt – nach dem jüngsten Luftangriff auf den US-Stützpunkt "Tower 22" in Jordanien – der Druck der US-Medien auf die Biden-Regierung, Iran direkt anzugreifen, fantastische Züge an. Selbst der Sprecher des nationalen US-Sicherheitsrates, John Kirby, wird vom CBS-Moderator fordernd und direkt gefragt, ob es nicht endlich Zeit wäre, Iran direkt anzugreifen. Woraufhin Kirby, der nicht wirklich als Friedenstaube bekannt ist, seine Zurückhaltung rechtfertigt, indem er erklärt, dass "wir nicht auf einen Krieg mit Iran aus sind" und er keine möglichen Entscheidungen des US-Präsidenten an dieser Stelle vorwegnehmen werde.

Das Finale dieser arabisch-persischen, in Blut geschriebenen US-Wunschliste wurde lange genug ausgedehnt und hinausgezögert, wenn man die Anekdote des US-amerikanischen NATO-Generals Wesley Clark bei Democracy Now! vom Frühjahr 2007 erneut inspiziert: "7 Länder in 5 Jahren." Das gelang freilich nicht. Dieses "letzte Land" auf der Liste ist Iran, welcher auch der allgegenwärtige Fixationspunkt Netanjahus seit Beginn seiner politischen Karriere in den 1990ern war. Von diesem "Plan" soll Clark zehn Tage nach dem 11. September 2001, in den Korridoren des Pentagons, erfahren haben.

Laut Paul Craig Roberts gilt ohnehin:

"9/11 war das 'neue Pearl Harbor' der Neokonservativen, das sie für ihre Kriege im Nahen Osten benötigten. Der erste Finanzminister von George W. Bush sagte, dass das Thema Bushs erster Kabinettssitzung eine Invasion des Irak war.  Das war vor 9/11.  Mit anderen Worten: Washingtons Kriege im Nahen Osten wurden vor 9/11 geplant."

Genau durch dieses Prisma der Vorsätzlichkeit sollte auch die Angelegenheit eines "dritten Weltkriegs" betrachtet werden. 

2024: US-Wahlen oder US-Bürgerkrieg?

Donald Trump selbst hat, schon während der Biden-Regierung, mehrere Male darauf angespielt – 2021 und 2022 – dass sein Land zum Zeitpunkt der US-Präsidentschaftswahlen 2024 womöglich gar nicht mehr existieren wird. Der mittlerweile verstorbene russische Politiker, Wladimir Wolfowitsch Schirinowski, ließ bei einer sehr ähnlichen Prognose Ende 2021 den Konjunktiv gänzlich aus:

"Er hat den Wahlspruch 'Make America Great Again' [Macht Amerika wieder großartig] aufgegeben: Stattdessen, 'Save America' [Amerika retten].  Und so ist es richtig, Trump. Nur wird dir das nicht gelingen, da es im Jahr 2024 keine Wahlen in Amerika geben wird. Denn es wird Amerika nicht geben. Das heißt, dass es auch keine Wahlen geben wird. Soll er noch ein paar Mal Golf spielen." Der ehemalige Parteivorsitzende der Liberal-Demokratischen Partei Russlands war bekannt für viele verblüffend weitsichtige Prognosen bezüglich internationaler Geopolitik.

Um auf die Frage dieses Absatzes zu antworten: Es ist egal, denn der vollwertige Kriegsauftakt im Nahen Osten kommt in jedem Fall. Falls aber die Wahlen doch stattfinden sollten, gilt eine Sache ebenfalls als gewiss: Donald J. Trump wird wieder Präsident der USA. Zumal Joe Biden zivilisatorisch gesehen der desorientierte, gerontopsychiatrisch verdächtig gewordene "Boris Jelzin" der USA geworden ist. Das ist kein Zufall und obliegt auch bedachter Planung und Absicht. Denn einem US-amerikanischen "Boris Jelzin" als Oberbefehlshaber wird kein US-Bürger im Kriegsdienstalter in einen großen Krieg in Übersee folgen. Ganz anders verhält es sich da mit der Loyalität und Aufopferungsbereitschaft der Trump-Wähler.

Trumps Befürworter plädieren zwar dafür, dass er während seiner ersten Kadenz (2017–2021) kaum Kriege geführt und keine neuen begonnen hat. Dass mit ihm im Amt, nie ein Ukrainekrieg zustande gekommen und der jetzige "an einem Tag beendet wäre". Die letzteren beiden Behauptungen sind hochspekulativer Natur und schwer zu prüfen. Retrospektive Einschätzungen unabhängiger US-Analytiker, wie Scott Ritter und Douglas MacGregor, fahren weit auseinander in der Frage, ob Trump als 45. Präsident die meisten US-Militärstützpunkte im Nahen Osten auflösen wollte, aber nicht konnte. Scott sagt, Trump wollte diese US-Truppen nicht wirklich abziehen lassen. MacGregor jedoch behauptet, Trump wollte diese Abzüge vehement, scheiterte am Ende jedoch an den Befehlsverweigerungen innerhalb des tiefen US-Staates.  

"Wie ich den Dritten Weltkrieg auslöste" – Warum Trump?

Im Jahr 1970 wurde eine Kriegskomödie in Polen veröffentlicht mit dem Titel "Wie ich den Zweiten Weltkrieg auslöste" (Original: "Jak rozpętałem drugą wojnę światową"). Während das Werk auf humorvolle Art und Weise die Umstände, die zum Beginn des Zweiten Weltkriegs führen, an das Schicksal eines einzigen tollpatschigen polnischen Soldaten knüpft, können wohl nur die Polen – die selbst über drei Millionen Menschen in diesem Krieg verloren haben – eine solche Komödie drehen. Eine Ähnlichkeit zu dem Schicksal des bald erneut als US-Präsident vereidigten Donald J. Trump gibt es nur im Titel. Trump ist ein Milliardär, US-Prominenter und ehemaliger US-Präsident – und eben kein "braver Soldat namens Schwejk" aus Hašeks pikaresken Erster Weltkrieg-Erzählung.

Warum erscheint die These, dass Trump bald mit Fug und Recht behaupten könne, er habe den Dritten Weltkrieg ausgelöst, so stichfest? Und das, obwohl er keinen einzigen neuen Krieg während seines ersten Amtes (2017–2021) begonnen hat?

Ein Wort: Israel. Nicht ohne Grund wird Trump als der größte Zionist unter den US-Präsidenten der letzten hundert Jahre geführt. Selbst Vergleiche mit dem persischen König, Kyros dem Großen, aus dem 6. Jhd. v. Chr. wurden unter Israels Eliten pathetisch aufgestellt. Es war nämlich Kyros, der das damalige jüdische Volk vom babylonischen Joch befreite und ihnen die Rückkehr ins Gelobte Land, sowie den Wiederaufbau des Tempels ermöglichte.

Diese Vergleiche, ursprünglich von Netanjahu popularisiert, explodierten im Jahr 2018, als Trump das gelang, was viele seiner Vorgänger nur mit Lippenbekenntnissen versprachen: Die gesamte biblische Stadt Jerusalem – samt des seit 1967 durch Israel okkupierten Ost-Jerusalems: die zukünftige Hauptstadt eines freien Palästinas – von den USA als Hauptstadt des Staates Israel anzuerkennen. Eine historische Tat, der viel zu selten die explosive Signifikanz zugeschrieben wird, die ihr gebührt. Damals mahnte der türkische Präsident Erdoğan, dass diese Entscheidung sich als tragisch und falsch entpuppen werde.

Denn obwohl Trump im In- und Ausland viel Ansehen und Unterstützung für seine wertkonservativen, rechtsnationalen Positionen genießt, muss in Anbetracht seines extremen Zionismus wirklich hinterfragt werden, inwieweit sich hinter in seinem Motto "MAGA" und "America First" verankerten US-Patriotismus – wie er ihn in seiner politischen Laufbahn bekannte – andere Motive verbergen.

In den letzten drei Monaten zeigte sich Trump relativ pragmatisch und zurückhaltend bei der Bewertung des israelischen Gaza-Krieges gegen die Palästinenser. Wenige Wochen nach dem Hamas-Angriff beteuerte der Ex-Präsident aber auch, dass "er für Israel kämpfte, wie kein anderer Präsident vor ihm". Aber sonst war seine Rhetorik eher reserviert und unverbindlich gewählt – sie schien von einem Wunsch zu zeugen, das Blutvergießen auf beiden Seiten bald zu beenden. Aber auch Woodrow Wilson machte vor über einhundert Jahren Wahlkampf mit dem Versprechen an die US-Amerikaner, dass ihr Land nicht in den großen europäischen Krieg mit hineingezogen werde. Deshalb gewann er die Wahlen. 1917 geschah dann aber genau das Gegenteil.

Mitte Januar 2024 fabulierte Trump gegenüber den wissbegierigen US-Medien, wer wohl sein Vizepräsident werden würde und nannte dabei einige Namen:

"Wissen Sie, Scott [US-Senator] hat mich unterstützt. Es gibt ein Beispiel: Nikki Haley kommt aus South Carolina, Tim Scott ist aus South Carolina. Aber wenn man sich den Gouverneur dort ansieht – ein großartiger Gouverneur [Henry McMaster]. Oder einen anderen Senator – Lindsey Graham. Wir mögen Lindsey übrigens."

Nicht viel Recherche ist notwendig, um zu erfahren, wer Lindsey Graham ist. Es gibt wohl keinen anderen US-Politiker, der von der US-Rüstungsindustrie mehr verwöhnt wurde, als er. Es ist Graham, der in den letzten Jahrzehnten stets für Kriegseintritte und Interventionen geworben hat. Weshalb es nicht verwundert, dass er auch heute in den vordersten Reihen steht und für einen Erstschlag gegen den Iran aufruft – erstes Ziel: die Hauptstadt Teheran. Trump "mag Lindsey".

Die Indizien sind klar, dass nach der Vereidigung Trumps eine interventionistische "MIGA" (also "Make Israel Great Again") als US-Außenpolitik eingeschlagen wird, die hauptsächlich die Eskalation mit dem Iran innehaben wird. Israels gewalttätige Fahrlässigkeit unter Netanjahu hat jegliche Optionen für Friedensprozesse, die Trump vielleicht frisch im neuen Amt hätte berücksichtigen können, längst verspielt.

Demnach wird Trump den beherzten Versuch unternehmen müssen, dem zu dem Zeitpunkt – also Anfang-Mitte 2025 – stark geschwächten Israel zu Hilfe zu eilen. Damit wären "hybride Kriegsabenteuer" der USA vom Winde verweht, woraus natürlich ein größerer Krieg, mit direkter US-Beteiligung, entstehen würde. Darin würden sich beide Partner bis in die Unkenntlichkeit verausgaben und verheizen.

Obendrauf sollte die 1991 von Seymour Hersh als "Samson-Option" dokumentierte Tatsache, wie die USA dem Staat Israel zu einem geheimen Nuklearwaffen-Arsenal verholfen haben, nicht außer Acht gelassen werden. Demnach würde die israelische Regierungselite einen selbstvernichtenden Nuklearschlag entfachen und in Kauf nehmen, sofern eine "Eskalation" im Nahen Osten dazu führt, dass der jüdische Staat von feindlichen Kräften überrannt werden würde. Eine Perspektive, die mittlerweile zum Greifen nah erscheint. Über diese "Samson-Option" müssten alle Medienhäuser von ihren Dächern aufklären und ermahnen – über den Wahnsinn des Kriegstreibers USA, welcher sich bisher unter Biden versucht als vermeintlicher Friedensstifter in der Region darzustellen.

Wozu die ganze Kriegstreiberei? Jeder weiß doch, dass Krieg schlecht ist …

Für den Great Reset. Viele sind bisher überzeugt, dass die zivilisatorische "Verschnaufpause" nach der Coronakrise davon zeugt, dass von den freiheitsliebenden Zivilgesellschaften der Welt – dem Diktat des WEF trotzend – das Schlimmste bereits bewältigt wurde. Dass gerade eben dort ein Great Reset knapp, aber vermeintlich endgültig gescheitert sei. Allein die Aussagen aus dem jüngsten Davos-Treffen selbst zeugen vom genauen Gegenteil. Tatsächlich waren die Jahre 2020 bis 2023 lediglich eine Generalprobe zur Datensammlung, zum Studieren der kognitiven und moralischen Schmerzgrenzen der eigenen Bevölkerungen und Anpassung jedweder Schönheitsfehler im globalistischen Unterfangen.

Die tragische Ironie ist, dass alle verwerflichen Ziele des WEF – kolloquial gesprochen, die feuchten Träume von Klaus Schwab, Yuval Noah Harari, Bill Gates – erst dann effektiv und im Expresstempo erreicht werden können, wenn ein weitreichender globaler Krieg die nötige verbrannte Erde als demoralisierendes Fundament liefert, auf dem man die neue, digitalisierte, szientistisch-eugenische Ordnung errichten kann. Dazu gehört auch der Zerfall der USA als Welthegemon im Rahmen der kommenden Multipolarität. Dazu gehört eine oder mehrere neue "Bretton-Woods-Konferenzen" für das "kluge" Zentralbanken-Digitalgeld. Wie ein Phönix aus der "chaotischen Asche", soll das neue Paradigma den übrig gebliebenen Menschen unter den Völkern der Erde kaum mehr aufrichtige Alternativen bieten können.

Wie mit dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg – wo nach beiden, große weltwirtschaftliche und machtpolitische "Resets" und Weltordnungen etabliert wurden – wird auch der neueste "Great Reset" nur auf einem kriegerischen Schlagabtausch basieren und auf vielen Millionen Opfern errichtet, verpflichtet und vernetzt. Die große Vorstellung und Verbreitung der "Krankheit X" wird das alles begleiten. Wobei "Krankheit X" für den sehr nahen weltweiten Krieg das sein wird, was die Spanische Grippe – 50 bis 100 Millionen Opfer – für den Ersten Weltkrieg war. Es graut, dass kein optimistischeres Schlusswort gefunden werden konnte.

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

Mehr zum Thema - Ist ein totaler Krieg im Nahen Osten unvermeidlich?

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