International

Die düstere Realität des Dienstes in der ukrainischen Internationalen Legion

Verbitterte Berichte von überlebenden Freiwilligen in der sogenannten ukrainischen Internationalen Legion werden von den westlichen Medien weitgehend ignoriert. Lieber werden fantasievolle Erzählungen über ukrainischen Heldenmut und Erfolge auf dem Schlachtfeld verbreitet.
Die düstere Realität des Dienstes in der ukrainischen Internationalen LegionQuelle: AFP © Sergei SUPINSKY

Von Felix Livschitz

Nun ist bestätigt, dass der 21-jährige US-Bürger Trent Davis, der in die Ukraine gereist war, um in der Internationalen Legion zu kämpfen, auf dem Schlachtfeld getötet wurde. Er ist der zehnte Amerikaner, von dem bekannt wurde, dass er in dem Konflikt sein vorzeitiges Ende gefunden hat. Der Fall unterstreicht zugleich die enormen Gefahren, denen ausländische Kämpfer an der Seite der Ukraine ausgesetzt sind.

Davis war Veteran der US Army, der sich bereits im Alter von 17 Jahren verpflichtet hatte. Er verfügte jedoch über keine wirkliche Kampferfahrung, da er als Spezialist für chemische, biologische, radiologische und nukleare Verteidigung gedient hatte, bevor er im Dezember 2021 die USA verließ. Berichten zufolge reiste er im März in die Ukraine, um sich vorerst der georgischen Legion anzuschließen – einer Einheit, die für die Hinrichtung russischer Kriegsgefangener vor laufenden Kameras berüchtigt wurde. Angesichts der beispiellosen Brutalität dieser Legion waren selbst westliche Medien gezwungen, deren grausame Methoden in dem Krieg anzuerkennen. Die georgischen Söldner hielten Davis jedoch für nicht erfahren und kompetent genug, um an Kämpfen teilzunehmen. Und so wurde er zwei Monate später zurück in die USA geschickt.

Davis erreichte sein Heimatland im Oktober, aber bereits zwei Wochen später teilte er seiner Mutter mit großer Freude mit, dass er einen Söldner-Vertrag unterschrieben habe und nun offiziell Teil der Internationalen Legion sei, die am 26. Februar vom ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij ins Leben gerufen wurde, um ausländische Kämpfer auf der Seite der Ukraine zu sammeln. Dies wohl in Anlehnung an die Internationalen Brigaden, die im Spanischen Bürgerkrieg kämpften – dort allerdings gegen die Faschisten.

"Jeder, der sich der Verteidigung der Ukraine, der Verteidigung Europas und der Welt anschließen möchte, kann kommen und Seite an Seite mit den Ukrainern kämpfen", sagte Selenskij damals in einer Erklärung, in der er gleichzeitig die Beschränkungen beim Erteilen von Einreisevisa lockerte, um die Ankunft der Söldner zu erleichtern.

Davis schrieb seiner Mutter, dass er bald zu einer Gegenoffensive im Süden der Ukraine aufbrechen werde. Weder seine Mutter noch sein Vater hörte je wieder etwas von ihrem Sohn. Am 8. November wurde er bei seinem allerersten Einsatz getötet, als die ukrainischen Streitkräfte versuchten, Cherson zurückzuerobern.

Informationen darüber, wie Davis starb, sind nicht bekannt. Das größte Rätsel besteht darin, warum er überhaupt von der Internationalen Legion angeheuert wurde, geschweige denn bei seinem allerersten Einsatz an die härteste Front geschickt wurde. Kampferfahrung – die ihm weiterhin fehlte – und der "Glaube an Freiheit und Demokratie" sind zumindest offiziell die Grundvoraussetzungen für die Einberufung in diese Einheit.

Als die Internationale Legion von der Military Times kontaktiert wurde, wollte sie sich nicht dazu äußern, warum Davis an die Front geschickt wurde und bemerkte lediglich, dass "Rekrutierungsentscheidungen von Offizieren in der Westukraine getroffen werden". Erstaunlicherweise behauptete sie: "Kein Kommandant nimmt unerfahrene Soldaten an, die nicht über die entsprechende Ausbildung und die nötigen Fähigkeiten verfügen." Ein Kommandant sah diese Bedingungen bei Davis offenkundig als erfüllt an. Und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sein Fall in irgendeiner Weise einzigartig ist.

Geschichten von der anderen Seite

Während die Mainstream-Medien die Korruption, Brutalität und Misshandlungen, die an den Frontlinien der Internationalen Legion alltäglich sind, völlig ignoriert haben, schweigen einige Ausländer, die dort gekämpft haben, nicht über die Schrecken, die sie mit eigenen Augen und am eigenen Leib erfahren mussten. Offen berichten sie auf Youtube und in anderen Medien darüber, was sie erlebt haben.

Ein Beispiel dafür liefert ein ehemaliger US-Marinesoldat, der in der Internationalen Legion kämpfte und später enthüllte, dass ukrainische Kommandeure keine Funkgeräte haben, keine Artilleriedeckung anfordern können und keine Evakuationsteams für verwundete Soldaten zur Verfügung stehen. Zudem berichtete er von einem florierenden Schwarzmarkt für westliche Waffen, beispielsweise für Panzerabwehrwaffen.

Der Ex-Marinesoldat berichtete, dass derartige Waffen in nicht gekennzeichneten Lieferwagen eingesammelt und an unbekannte Orte gebracht wurden. In der Öffentlichkeit bestreiten westliche Offizielle, dass Waffen, die in die Ukraine geschickt werden, auf dem Schwarzmarkt landen. Der Ex-Soldat behauptet hingegen, dass amerikanische Beamte ihm gegenüber eingeräumt hätten, dass die Korruption selbst auf "niedriger Ebene" massiv sei. Zudem sei ihm bestätigt worden, dass zumindest ein Teil dieses Arsenals bereits in Europa zirkuliert.

Jene Korruption, der er selbst begegnete, nahm weitaus andere Formen an. Ausländischen Söldnern wurden finanzielle Anreize für das Abschießen russischer Fahrzeuge und Flugzeuge angeboten, was dazu führte, dass sie begannen, sich untereinander um die Boni zu streiten – letztlich jedoch vergeblich, da die Belohnung meist gar nicht ausbezahlt wurde.

Ein anderer ehemaliger Kämpfer der Internationalen Legion bestätigte viele Berichte des Ex-Marinesoldaten und behauptete darüber hinaus, dass ganze Flugabwehrgeschütze der NATO innerhalb weniger Tage nach ihrer Ankunft aus dem Truppenlager seiner Einheit verschwanden. Der ukrainische Sicherheitsdienst habe jedoch nichts dagegen unternommen, obwohl er davon wusste. Kommandeure, die wegen ihrer Komplizenschaft bei dieser kriminellen Aktivität bei deren Vorgesetzten gemeldet wurden, blieben straffrei.

"Die Freiwilligen trauen den ukrainischen Behörden nicht, weil sie dermaßen korrupt sind. Für viele Menschen ist dieser Krieg sehr profitabel. Es ist schwer, verlässliche Quellen zu finden, die darüber Auskunft geben könnten, wo Vorräte und Ausrüstung die richtigen Leute erreichen", schildert der ehemalige Kämpfer der Internationalen Legion. "Sie stehlen alles, links und rechts. Das Problem in der Ukraine ist, dass dies in ihrer Kultur verankert liegt. Das erweckt den Eindruck, als würden alle auf allen Ebenen stehlen."

Was den Kampf der Internationalen Legion noch komplizierter macht, ist, dass ihre Kämpfer im Süden und im Osten der Ukraine häufig mit erheblichen Feindseligkeiten aus der lokalen Bevölkerung konfrontiert sind. Die Einheimischen geben mitunter Informationen an die russischen Streitkräfte weiter, die zu Hinterhalten, Gefangennahmen oder gar zur kompletten Zerstörung von Einheiten führen kann.

"Das Problem in Donezk ist, dass es ein sehr prorussisches Gebiet ist. Es gibt ein wirklich ernstes Problem angesichts so vieler prorussischer Zivilisten", sagte ein anderer ausländischer Kämpfer. "Für mich ist schwer zu sagen, wie die Ukraine den Kampf gegen all diese 'Spione' führen kann, wenn man sie so nennen will."

Eine Möglichkeit, wie ukrainische Streitkräfte gegen 'Spione' – also mutmaßliche "Kollaborateure" – vorgehen können, sind Folter und Hinrichtungen. Schockierenderweise wurden blutige Säuberungsaktionen dieser Art von den westlichen Medien geradezu bejubelt und als Symbol für Kiews "Befreiung" des Territoriums gefeiert. Jeder, der den russischen Streitkräften in irgendeiner Weise geholfen hat, kann als "Kollaborateur" betrachtet werden, nur wenige von ihnen – wie zum Beispiel Lehrer – kommen im besten Fall mit harten Gefängnisstrafen davon.

Doch nicht nur Zivilisten, die in den Konflikt verwickelt sind, müssen vorsichtig dabei sein, wem sie helfen. Ein Australier, der in die Internationale Legion eingetreten war, behauptete etwa, dass ukrainische Kommandeure ausländische Kämpfer oft in die gefährlichsten Schlachten schicken. Deren Tod, der praktisch garantiert ist, missbrauchen sie dann als Aushängeschilder für die Kriegspropaganda.

In einigen Fällen schickten hochrangige Kommandeure, wenn sie einen bestimmten Kämpfer oder eine Gruppe von Kämpfern nicht mochten, diese absichtlich auf Selbstmordmissionen. Einmal, so der australische Söldner, sei einer Gruppe ausländischer Rekruten befohlen worden, über ein Minenfeld zu marschieren, ohne dass man sie über die vergrabenen Sprengsätze informiert hätte.

All dies sind Angaben von Freiwilligen der Internationalen Legion, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind – die Gesamtzahl der Todesopfer unter ihnen ist nicht bekannt. Im Einklang mit dem generellen Versagen westlicher Medien, ernsthaft über die Realitäten vor Ort zu berichten, stießen ihre Warnungen zugunsten von Fantasieerzählungen über das ukrainische Heldentum und ihre Erfolge auf dem Schlachtfeld auf taube Ohren.

Zu Beginn der russischen Winteroffensive wird dieses Schweigen vielleicht nicht mehr lange Bestand haben können. Während die Ukraine die eigenen Opferzahlen als streng gehütetes Staatsgeheimnis unter Verschluss hält, haben westliche Offizielle bereits leise zugegeben, dass bis heute mindestens 100.000 ukrainische Soldaten ihr Leben verloren haben könnten. Es gibt sicherlich noch viele weitere Kämpfer wie den Amerikaner Trent Davis in den Reihen der Internationalen Legion. Während aber die Toten ihre Geschichte nicht mehr erzählen können, ist dies ihren Familien noch möglich.

Aus dem Englischen

Mehr zum Thema - Ein US-Neonazi offenbart die Verbrechen seiner ukrainischen "Kollegen"

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.