Lateinamerika

Ehemalige "Hinterhöfe" der USA lassen sich nicht länger beherrschen

Beim 9. OAS-Gipfel "Summit of the Americas" hat die Biden-Administration Regierungschefs aus Kuba, Venezuela und Nicaragua nicht eingeladen. Daraufhin verweigerten die Staatschefs anderer lateinamerikanischer Länder den US-Eliten ihren Gehorsam.
Ehemalige "Hinterhöfe" der USA lassen sich nicht länger beherrschenQuelle: www.globallookpress.com © Francisco Canedo / XinHua

Vom 6. bis zum 10. Juni findet in Los Angeles der 9. OAS-Gipfel "Summit of the Americas" statt. An dieser seit 1994 stattfindenden Konferenz nehmen die Staats- und Regierungschefs der westlichen Hemisphäre und ihre Delegationen teil. Die Leiter der Mitgliederinstitutionen partizipieren als Beobachter. Dazu gehören zum Beispiel die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB), die UN Wirtschaftskommission zu Lateinamerika und zur Karibik (ECLAC), die Pan-Amerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) oder die Weltbank, um nur ein paar zu nennen. Als Spezialgäste nehmen Vertreter der Zivilgesellschaft teil, unter anderem aus den Bereichen Jugend, Indigene Völker, Arbeiter, Akademiker, dem Privatsektor und den Medien.

Nach offizieller Agenda zielt die Konferenz darauf ab, Probleme und Herausforderungen der Länder Amerikas zu analysieren, entsprechende Lösungen zu entwickeln, um die Lebensqualität der Bürger zu verbessern. Oder wie es in der Quebec City Declaration heißt, ginge es beim "Summit of the Americas" um das "Engagement für die hemisphärische Integration und die nationale und kollektive Verantwortung für die Verbesserung des wirtschaftlichen Wohlstands und der Sicherheit unserer Bevölkerung".

Wie die Global Times am Dienstag in ihrem Beitrag "Lateinamerika sendet eine vereinte Botschaft – sie sind nicht länger der Hinterhof der USA" berichtete, stände der aktuelle Amerika-Gipfel vor ganz besonderen Herausforderungen. Laut der Zeitung würden viele Länder den Gipfel auslassen, weil die USA als Veranstalter sich geweigert hätten, die Staats- und Regierungschefs von Kuba, Venezuela und Nicaragua einzuladen.

Obwohl der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador damit gedroht habe, dem Treffen fern zu bleiben, wenn nicht alle Länder der westlichen Hemisphäre eingeladen würden, hätte die Biden-Administration die Regierungen von Kuba, Venezuela und Nicaragua nicht eingeladen, so die Global Times nach einem Bericht von Reuters vom Montag. Dem hätten sich die Staatschefs von Brasilien, Argentinien, Bolivien, Honduras, Guatemala und einiger karibischer Staaten angeschlossen – sie würden unter diesen Umständen auch nicht kommen und stattdessen rangniedrigere Delegationen schicken.

Dem Bericht zufolge würde dies nach Meinung chinesischer Analysten beweisen, dass Lateinamerika kein "Hinterhof" der USA mehr sei, und "die abnehmende US-Herrschaft würde bedeuten, dass Washington unfähig sei, den Kontinent davon abzuhalten, Autonomie und Entwicklung entsprechend der eigenen Interessenlagen der lateinamerikanischen Staaten zu entwickeln". 

Des Weiteren heißt es in der Zeitung, würde China jetzt sogar die USA auffordern, ihre "Tyrannei und die Hegemonie" in den Ländern Lateinamerikas zu respektieren und zu beenden. So hätte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian auf einer Pressekonferenz am Montag gesagt:

"Die aktuelle Situation würde beweisen, dass das von der 'Monroe-Doktrin' geprägte Denken der USA und ihr Trick, 'Demokratie' als Werkzeug zur Einmischung und Spaltung von Ländern zu missbrauchen, auf dem Kontinent nicht willkommen seien."

Nach Meinung chinesischer Experten hätten die Menschen fast aller lateinamerikanischer Länder sehr schlechte Erinnerungen an die US-Vorherrschaft, so die Global Times.

Schließlich habe Washington direkt oder indirekt Drogen- und Waffenhandel sowie Korruption in vielen Ländern der Region unterstützt, berichtete die Zeitung weiter. Als die USA stark genug gewesen wären, hätte sie die Souveränität dieser Länder überhaupt nicht gekümmert. Stattdessen hätten sie Invasionen, Farbrevolutionen und sogar Morde begangen, um die Regierungen zu stürzen, die ihnen nicht passten.

Der bekannte deutsche Soziologe und politische Analyst Heinz Dietrich, der in Mexiko arbeitet, habe der Zeitung dazu Ähnliches gesagt: Die herrschenden US-Eliten hätten in dieser schwierigen Situation im Umgang mit den Ländern der westlichen Atmosphäre "völlig den Kontakt zur Realität verloren".  

"Die historische Wahrheit ist, dass es keinen anderen Staat in der Hemisphäre gibt, der mehr demokratische Regierungen und Institutionen in der Hemisphäre und weltweit zerstört hat als der anglo-amerikanische Imperialismus: die USA und Großbritannien, durch direkte Interventionen, farbige Revolutionen, Wirtschaftssanktionen, Blockaden und so weiter".

Aber wie man an diesem Artikel der Global Times und an immer mehr Berichten und Stimmen aus ehemals von den USA beherrschten "Hinterhöfen" langsam erkennen kann, naht wohl bereits das Ende dieses zerstörerischen Imperiums. Auch wenn die Herrschaften es scheinbar noch nicht wahrhaben wollen.  

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